Studienleitung
Jörgen Klußmann M.A.
Tel.: +49 (0)228 47 98 98 - 57
Mobil: +49 (0) 151 572 055 28
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500 Jahre Reformation - und jetzt? In seinem neuen Blogbeitrag lädt Jörgen Klußmann zum Gespräch darüber ein.
Bildmontage: ma2chek - Fotolia.com
Aktuelle Bilanz: Beunruhigung statt Erwarnung
Zum diesjährigen
„Antikriegstag/ Weltfriedenstag“ am 1. September kann man wahrlich keine Entwarnung geben. Stattdessen
beunruhigen uns derzeit ein Bürgerkrieg in der Mitte Europas, der mehr und mehr
zu einem Konflikt zwischen zwei Staaten zu eskalieren droht; ein Bürgerkrieg in
Syrien, der mittlerweile auch den Irak erreicht hat und uns durch
unbeschreibliche Grausamkeiten erschüttert; eine nicht enden wollende
bewaffnete Auseinandersetzung zwischen dem Staat Israel und der radikal
islamistischen Hamas in Palästina sowie unzählige Konflikte in Afrika, Asien
und Lateinamerika, von denen wir bereits einige gar nicht mehr zur Kenntnis
nehmen.
Die "neuen" Kriege sind asymmetrisch
Frieden sieht anders aus und
fühlt sich anders an. Und dennoch – wenn wir uns erinnern, dann war das 20.
Jahrhundert mit zwei Weltkriegen das mit Abstand blutigste Kapitel der
Menschheit. Seitdem ist die Zahl der zwischenstaatlichen Konflikte auf nahezu
Null gesunken. Die „neuen Kriege“ wie sie der Konfliktforscher Herfried Münkler
bezeichnet hat, sind anders: asymmetrisch, hier kämpfen ungleiche
Gegner gegeneinander, aus Mangel an Waffen oder Soldaten häufig auch mit
Mitteln des Terrors.
Die Frage ist aber, ob dies eigentlich noch Kriege sind oder vielmehr das Werk von organisierten Kriminellen und Warlords, die sich als Freiheitskämpfer stilisieren und letztlich nur eigenen Interessen folgen. Analysten haben zu Recht darauf aufmerksam gemacht, dass viele dieser asymmetrischen Kriege durch Polizeiarbeit und Gegenspionage vermutlich besser entschärft werden könnten.
Doch zu keinem anderen historischen Zeitpunkt hat es so viele Möglichkeiten gegeben,
Krisen gewaltlos zu lösen
Keine Frage, die Welt ist in
großen Teilen ungerecht, Ausbeutung und maximale Profitsucht erschweren den Wandel zum Besseren. Doch auf der anderen Seite hat es zu keinem anderen
historischen Zeitpunkt so viele Möglichkeiten gegeben, Krisen gewaltlos zu
lösen. Der amerikanische Psychologe Steven Pinker ist sogar der Ansicht, dass die
Welt heute so friedlich ist wie nie zuvor. In seiner umfassenden Studie über
die Gewalt macht er deutlich, dass frühere Generationen unter einem unvorstellbaren
Ausmaß an alltäglicher Gewalt gelitten haben. Und in der Tat ist das Ausmaß der
Gewalt, das in der Vergangenheit durch den Mangel an politischer Aufklärung und
Kontrolle, durch fehlende Kommunikation und schließlich auch durch
Verteilungskämpfe herrschte, heute vergleichsweise geringer. Pinker hat dies historisch,
aber auch humanpsychlogisch eindrucksvoll nachgewiesen.
Das bisherige Sicherheitsdenken muss sich in ein Friedensdenken wandeln
Für die von Gewalt
Betroffenen ändert diese Analyse jedoch wenig. Doch die Veränderungen zeigen
auf, dass sich etwas zum Besseren drehen kann, wenn der Wille da ist und die
Einsicht vorhanden ist, dass es besser ist, Konflikten vorzubeugen als
abzuwarten, bis sie ausbrechen. Für eine wirklich umfassende Änderung wäre es
aber nötig, dass sich das bisherige Sicherheitsdenken in ein Friedensdenken wandelt.
Hier haben die Kirchen in den letzten Jahren durch ihr Eintreten für einen
gerechten Frieden, der das Dogma vom gerechten Krieg ad absurdum führt, eine
Menge geleistet. Sie plädieren für einen Frieden, der mehr will als die Ablehnung
physischer Gewalt, nämlich die Beseitigung von deren Ursachen, von systembedingten
Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen. Doch bis sich ein solcher Ansatz auch
in der Politik durchsetzt, ist es noch ein weiter Weg – es bleibt also noch
viel zu tun in Sachen Überzeugungsarbeit, politischer Bildung, Aufklärung und
der Gewährung von politischen Rechten.
Jörgen Klußmann M.A.
Studienleiter an der Evangelischen Akademie im Rheinland
Zu seinen Themenschwerpunkten gehören die Bereiche Friedenspolitik und Konfliktbearbeitung.
Jörgen Klussmann M.A. / 01.09.2014